Theodor Chindler, Professor und Abgeordneter der Zentrumspartei und aufrechter Konservativer, sieht den Kriegsvorbereitungen mit Misstrauen entgegen. Seine Frau Elisabeth führt ein strenges, bigott-religiöses Regiment, das ihre Kinder auffrisst, anstatt sie zu erziehen. Der Kriegsausbruch wird bestimmend für die Familie: die Söhne Ernst und Karl ziehen in den Krieg, begeistert, wie es die Stunde befiehlt. Die Tochter Maggie meldet sich zum Krankendienst, der jüngste Sohn Leopold geht noch zur Schule., Die Siebte im Familienbundes ist Ernsts Frau Lilli, eine unkonventionelle, schillernde Frau, eine „anarchistische Individualistin, Inkarnation dessen, was man lebenstüchtig nennt“ (Geißendörfer). Der Krieg verwandelt alle außer Elisabeth, die immer mehr versteinert.

Während in den ersten Teilen Elisabeth, Leopold, Lilli und Ernst im Mittelpunkt je einer Folge stehen, konzentriert sich die Handlung langsam immer stärker auf Maggie. Durch das im Lazarett Gesehene verunsichert, befreundet sie sich mit dem Revolutionär Koch. Sie geht nach Berlin, lebt dort als Arme unter Armen und engagiert sich für die sozialdemokratische Partei. Doch lässt sie sich weder durch Ideologien einmauern noch in ihrer moralisch-caritativen Haltung beirren. „Sie leidet an der Not des Volkes und versucht, sie zu lindern“, sagt Geißendörfer und fügt hinzu: „Solche Frauen gibt es.“

Am Ende ist die Einheit der Familie Chindler zerbrochen: Ernst, dem der Krieg die Augen öffnete, fällt 1917, Lilli und Leopold gehen ihrer Wege; Karl kehrt als zynischer, brutaler Kerl zurück; Maggie verlässt ihre Familie endgültig – zurück bleiben Theodor und Elisabeth. Der kämpferische, herzhafte Zentrumsmann Chindler lässt sich von der SPD bewegen, in die neue Landesregierung einzutreten.

Der Reiz des Romans, so sagt Geißendörfer, liegt für ihn in der Plastizität der Figuren, in der Familiensituation. Es sei eine Geschichte, die deutlich mache, dass die Ideale des Einzelnen innerhalb der Machtstrukturen zerrieben werden. Er habe mit seinem Film versucht, eine Teil deutscher Geschichte an Hand eines Familenschicksals zu illustrieren.

BESETZUNG:

Theodor Chindler: Hans-Christian Blech | Margarete Chindler: Katharina Thalbach | Elisabeth Chindler: Rosemarie Fendel | Lilli Chindler: Antonia Reininghaus | Leopold Chindler: Hans Putz | Ernst Chindler: Jan Niklas | Karl Chindler: Alexander Radszun | Clemens Koch: Gottfried John | Richard: Giovanni Früh | Diel: Martin Flörchinger | Helmberger: Bernhard Wicki | Gröber: Josef Chvalina | Therese: Eva Svobodova | Luise: Anne Bennent | Balthasar Vierling: Kai Taschner | Frau Vierling: Erni Wilhelmi | Emil Granowski: Bernd Tauber | Erzbischof: Ernst Fritz Fürbringer | Gerda Riemer: Suzanne von Borsody | Frau Riemer: Erica Schramm | Leutnant Mahritz: Marcel Werner | Volkert: Jan Prcncil | Tante Friedrike: Dana Medricka | Großmutter: Maria Rosulkova | Falkenhayn: Radouan Lukavsky | Frau Sorge: Erica Wackernagel | Pfarrer Müller: Jürgen Schornagel | Lehrer Schmidt: Vaclav Lohnisky | Oberholzer: Marquard Bohm | Begleitoffizier: Zdenek Mleoch | Hey: Franz Uhlfelder | Verwundeter im Krankenhaus: Vladislav Zpanic | Polizeipräsident: Karel Urbanek | von Capelle: Josef Langmiler | Friedel: Milena Steinmasslova | Betriebsleiter: Josef Kaukonsky | General mit Pferd: S. Michalyk | Jean Duval: Marcel Vasinka | Potemkin: Martin Stropnicky | Frau Ritter: Jana Posseltova | Juwelier: Victor Maurer | Gefängniswärterin Schulz: Jana Drbohlavova | Pritzlewitz: Raul Schranil | Kriminalbeamter: R. Heller | Bürgermeister von Neustadt: Oldrich Velen

STAB:

Regie: Hans W. Geißendörfer

Buch: Bernhard von Brentano, Hans W. Geißendörfer

Kamera: Jaroslav Kucera

Redaktion: Gunther Witte, Martin Wiebel

Schnitt: Ulrike Pahl, Jutta Brandstaedter

Musik: Jürgen Knieper

TV-Serie, Deutschland 1978/79 | 8 Teile á 60 Minuten | Produktion: Westdeutscher Rundfunk | Sendedaten: 14., 21. und 28. Mai, 11., 18. und 25. Juni, 2. und 4. Juli 1979

Theodor Chindler